Das Debüt von Gestüt Etzeans Thea ließ sich gut an aber beim anschließenden Start in Köln war sie vollkommen von der Rolle. Ob das an der starken Rosse lag oder einen anderen Grund hatte, wissen wir nicht aber sie war definitiv nicht die, die wir von zu Hause kennen. Im Stall Elstorf-Rennen bietet sich der Sholokhov-Tochter nun die Möglichkeit wieder an ihre gute Form davor anzuknüpfen. Gut gearbeitet hat sie jedenfalls und einen munteren Eindruck macht sie auch.
Eine tolle Besetzung hat das Franz-Günther von Gaertner-Gedächtnisrennen gefunden und es wird interessant werden, wie sich die dreijährigen, bereits auf Gruppe-Ebene erprobten, Stuten gegen die versierten "älteren" Ladies schlagen werden. Eine harte Nuss könnte Quaduna werden, die Fährhoferin - immer etwas eigenwillig und sehr selbstbewußt - ist richtig gut drauf und mit dem passenden Rennverlauf, könnte sie ganz weit vorne landen.
Die zweite Waffe in dieser Prüfung ist Money Time, welche die Interessen von Darius Racing vertritt. In Köln war sie leider sowas von gängig, dass sie unterwegs schon viel zu viel Pulver verschoss und - wenn auch dichtauf - nur Sechste wurde. Der Sprung ins Gruppe-Rennen ist natürlich schon ziemlich mutig aber irgendwas wird sich der Trainer dabei gedacht haben. Hoffen wir zumindest.
Gute Sprinter-Rennen gibt es ja nicht allzu viele und so trifft man dann schon mal öfter auf die gleichen Kollegen, so wie auch im Preis der Mitglieder des Hamburger Renn-Clubs. Amarillo, Birthday Prince und Baiadera kennt Guinnevre bereits aus der Silbernen Peitsche in München. Der Sieger und die Drittplatzierte jener Prüfung versuchten danach ergebnislos ihr Glück in England aber die Vierte Baiadera, ebenfalls in den Farben von Darius Racing, konnte sich danach in leichter Manier einen Sieg auf Listenebene sichern. Guinnevre, ein echt kapitales Modell, hat nach ihrer langen Pause das letzte Rennen noch gebraucht und so wie sich in der Arbeit gibt, hat der Trainer riesen Mumm auf die Stute.
Hätte er einen Spiegel in seiner Box, würde er wahrscheinlich die ganze Zeit davor stehen - Stall Silver Girls Cabanello findet sich nämlich ziemlich toll und natürlich auch sehr cool. Ist allerdings Bremsen-Zeit, wird er zum Mädchen und reagiert fast hysterisch wenn auch nur eines dieser Viecher in seine Nähe kommt. So muss er jetzt als Zebra gehen und der Anblick ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Zuletzt im Agl. II lief er besser als die Platzierung aussagt aber das flaue Tempo war nicht nach seinem Geschmack. Zurück im Agl. III trägt er im Preis vom HSV natürlich wieder mehr Gewicht aber wenn die Rahmenbedingungen stimmen, sollte er vorne mit dabei sein.
Das mit der Form in Hamburg kann ja manchmal wie verhext sein und so freuen wir uns über den gestrigen Auftakt umso mehr.
Nach einem Rennen von der Spitze aus, gab Paris Rose in der Geraden alles, wurde zum Schluss aber noch überrannt und endete auf dem dritten Platz. Manchmal ändern sich Vorlieben und auch wenn die Stute letztes Jahr über 2000m gewonnen hat, wollen wir mit ihr beim nächsten Start mit der Distanz zurückgehen.
Nicht besonders flott waren die Protagonisten im Hansa Preis unterwegs und so hatte Eduardo Pedroza auf der Gegenseite die Faxen dicke und zog Protectionist, zu diesem Zeitpunkt noch an letzter Stelle liegend, raus und orientierte sich zügig nach vorne. Eine gute Entscheidung, die dem Hengst im Einlauf eine optimale Position sicherte und diese auch nutzte. Schnell kristallisierte sich heraus, dass der Kampf um den Sieg mit dem Stallgefährten Singing ausgefochten werden wird. Letztendlich hatte aber Protectionist das bessere Ende und bestätigte damit auch die kontinuierliche Weiterentwicklung der letzten Wochen. Abgesehen davon, dass uns dieser Sieg für den Hengst freut, der trotz seiner Verletzungen und wochenlanger Boxenruhe immer guter Dinge blieb und nie den Spaß an der Arbeit verlor, freut er uns auch ganz besonders für Züchter und Besitzer Dr. Christoph Berglar. Seine Wertschätzung für den "ewigen Patienten" war immer spürbar und er verlor nie die Hoffnung, dass der Hengst eines Tages das in ihn gesetzte Vertrauen einlöst.
Toll verkauft bei seinem ersten Deutschland-Auftritt hat sich Singing, der es Protectionist für einen Moment direkt schwer machte. Zufälligerweise war sogar einer seiner Besitzer aus Downunder in Europa unterwegs, flog kurzerhand nach Hamburg um die Neuerwerbung persönlich in Augenschein zu nehmen und was er sah, gefiel ihm sehr gut. Wo der Hengst weitermacht, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.
Natürlich gibt es auch in der zweiten Jahreshälfte noch genug aufregende Rennen und wir denken nach Hamburg auch noch nicht an Weihnachten aber gefühlt ist die Derby-Woche schon der Zenit eines jeden Rennjahres. Gut 20 Pferde werden an den Start gehen und es hätten sogar noch ein paar sein können aber bei dem ein oder anderen fiel das Rennen aus oder war für Hamburg einfach noch nicht fit genug. Chancen gibt es aber allemal und mal sehen, was sich davon umsetzen lässt.
Nach einem ordentlichen Deutschland-Debüt von Jaber Abdullahs Paris Rose war der fünfte Platz in Hoppegarten im ersten Moment eine kleine Enttäuschung aber die Stute hatte bei den tropischen Temperaturen nach dem Rennen mit Kreislaufproblemen zu kämpfen und ist entschuldigt. Im Preis des Weltkulturerbes Wörlitzer Park Anhalt bietet sich nun eine neue Möglichkeit für die Cape Cross-Tochter und wenn sie so läuft wie sie sich in der Arbeit präsentiert, ist sie ein Pferd für die Dreierwette.
Lucky Speed heißt der Favorit im nach ihm benannten Lucky Speed Hansa-Preis und das ist, als noch amtierender Derby-Sieger, durchaus gerechtfertigt. Dr. Christoph Berglars Protectionist kam zuletzt in Baden-Baden mit 3kg weniger 2,5 Längen vor ihm ein und wenn die Faustregel 1kg/1 Länge stimmt, dann waren die beiden leistungsmäßig an diesem Tag nicht weit voneinder entfernt. Lucky Speed wird nach längerer Pause von diesem Start natürlich sehr profitiert haben aber auch Protectionist ist einer, der sich mit jedem Rennen weiterentwickelt und wenn sich die zwei Kollegen nun mit gleichem Gewicht treffen, ist das nicht uninteressant.