Nachschau Düsseldorf 05. Juni 2016
Wenig schwitzen musste Eddie Pedroza um Royal Shaheen sicher heimzufahren. Es gab genug Tempo, die Position unterwegs war komfortabel und im Einlauf brauchte er den Myboycharlie-Sohn nur noch auf freie Spur bringen um alles unter Dach und Fach zu bringen. Wenn's mal immer so unkompliziert wäre.
Beim Debüt Fünfte, danach Dritte - Ergebnisse, mit denen man ja eigentlich leben kann, noch dazu wenn die Saison noch jung ist aber bei einer Halbschwester zu Novellist schaut man natürlich genauer hin und auch wenn Nightlight Angel bei beiden Starts ordentlich lief, fehlte dabei doch etwas das Feuer. Wie auch im Rennen davor waren die Bedingungen gestern lehrbuchmäßig - Führpferd, genügend Tempo, rausziehen, Gas geben, gewinnen und damit hätte sich auch jeder zufrieden gegeben. Aber wie sich die Stute ca 200m vor dem Ziel plötzlich einen sichtbaren Ruck gib, eben nicht nur gewinnt weil sie es kann sondern sich flach macht, dem Eddie "hingibt" und richtig schnell wird - das hat uns dann eben nicht nur zufrieden sein lassen, das hat uns begeistert. Auf diesen Schalterwechsel haben wir die ganze Zeit gewartet. Toll gemacht!
Man will keinem der gestrigen Starter die Bedeutung nehmen aber wenn ein Pferd wie Protectionist, der schon fast ein Buch über sein Leben schreiben könnte, nach so turbulenten Zeiten wieder eine Rennbahn betritt, stellt das den restlichen Renntag schon fast in den Hintergrund und jeder wartete eigentlich nur auf das 6. Rennen. "Oh mann, er sieht doch noch aus wie ein Rollmops" - des Trainers erster Gedanke als er Protectionist, welcher ziemlich gelassen wirkte, im Führring in Gesellschaft seiner Mitstreiter sah. Anzeichen von Nervosität zeigte er erst als Eddie aufsaß und es Richtung Geläuf ging, da schien er sich wohl wieder an das ein oder andere zu erinnern. Vor der Maschine hatte sich der Hengst aber wieder beruhigt, mit dem Pulsschlag aller Beteiligten hätte man zu diesem Zeitpunkt allerdings schon ein richtiges Trommel-Konzert veranstalten können. Unterwegs ließ Eddie den Hengst an vierter Stelle galoppieren und die Gerade rein war schon früh zu erkennen, dass ihm dieser Sieg nicht zu nehmen ist. So wichtig dieser Sieg war, viel wichtiger war zu sehen, der Hengst fühlt sich wohl bei dieser Aufgabe und dass er anschließend sogar äußerst zufrieden mit sich wirkte. Am anderen Ende der Welt wird nach diesem Comeback wieder vom Melbourne Cup geträumt aber bis dahin ist noch ein sehr weiter Weg. Für Trainer, Reiterin Kira Kaschek, Tierärztin Dr. Ingrid Hornig, Schmied Peter Braukmann, Team und natürlich Pferd, gab es in den letzten Monaten viel zu tun um den gestrigen Sieg möglich zu machen - mal sehen, wie diese Geschichte ausgeht.
Mit dem olympischen Gedanken sind wir nicht in den 1000 Guineas angetreten aber es waren eher die Platzierungen, die im Bereich des Möglichen lagen. Nachdem es in Düsseldorf ja schon einiges geregnet hatte, freuten wir uns, dass Double Dream genau den Boden kriegen würde, den sie so gern mag aber die warmen Temperaturen und der Wind ließen das Geläuf dann doch ziemlich schnell abtrocknen. Eddie meinte, dass die Stute im Rennen auch wirklich kämpfen würde, sich aber auf diesem Untergrund zu sehr festhält und nicht genügend aus sich rausgeht um richtig aufdrehen zu können. Gerade mal zwei Längen von der Siegerin geschlagen zu sein bedeutet allerdings auch, so schlecht ist Double Dream gar nicht gelaufen.
Toll gelaufen ist dagegen Monaco Show, die sich das vierte Geld schnappen konnte. Ihr Reiter Stephen Hellyn berichtete, dass die Stute unterwegs mehrmals gestört wurde und da sie ja schon ein ziemliches Kaliber und nicht so wendig ist, brauchte es jedes Mal zu viel Zeit um wieder den Rhythmus zu finden. Hat uns gut gefallen.
Weniger gut hat uns Redenca gefallen. Abgesehen davon, dass sie vom Start weg keine passende Position fand, blieb sie auch insgesamt sehr blass und ließ vollkommen diesen Biss, der sie so auszeichnet, vermissen.