Vorschau Hamburg 07. Juli 2014
So furios wie das Meeting startete, ging es nicht weiter und die Bilanz ist mittlerweile eher als durchwachsen zu bezeichnen. Am Sonntag gibt es noch den ein oder anderen Starter, der Geld abkriegen sollte und im Derby kann man letztendlich nur gewinnen weil keiner der Aspiranten so wirklich im Fokus steht.
Den Anfang an diesem langen Renntag macht El Tren, der allerdings zu Hause bleibt falls der Wetterbericht mit seiner Regen-Voraussage Recht hat und die Bahn zu weich wird. Der Hengst, in den Farben von Stall 24, hat in seiner erst kurzen Karriere noch nichts verkehrt gemacht und sein Bremer Erfolg sah auch ziemlich lässig aus. Da es für diesen Sieg kein Aufgewicht gab, ist er im Preis der Generali Versicherung AG erneut mit sehr leichtem Gewicht unterwegs. Wenn er wirklich irgendwann in der Liga spielen soll, in der ihn viele sehen, müsste er erneut ganz vorne mit dabei sein.
Die Klasse-Stute Mi Emma war zwar ein sehr unkompliziertes Reitpferd aber in ihrer Box konnte sie durchaus krätzig sein und einfach so Tür aufreissen und reinmarschieren, konnte blöd ausgehen. Da war sie sehr eigen und diesen Charakterzug hat sie auch an ihre Soldier Hollow-Tochter Mi Senora weitergegeben. Ein kleines, hübsches Ding ist sie, hat es aber faustdick hinter den Ohren. Der Trainer sagt, sie wäre zwar eine Zicke aber eine schnelle Zicke. Das kann sie im Preis der Hamburg Messe und Congress GmbH gleich mal unter Beweis stellen, obwohl sie natürlich wie alle anderen Debütanten auch, ohne Druck ins Rennen gehen wird.
Von 59kg bis 52kg klaffen die Gewichte im Hapag-Lloyd-Pokal - BBAG Steher Auktionrennen auseinander und das macht das Rennen natürlich auch sehr interessant. Aufgrund entsprechender Vorleistungen gehört Ingrid und Marcus Joostes Springbok Flyer zu denen, die etwas mehr zu schleppen haben. Seine Form aus München liest sich im Nachhinein recht überzeugend - Liebesbrief gewann das Austria-Derby, Baltic Storm kann mit seiner Bremer Listen-Platzierung im Deutschen Derby antreten und der Viertplatzierte gewann gleich anschließend sein erstes Rennen. Der Springbok ist unverändert gut drauf und gehört eigentlich auf den Wettzettel.
Das Rennen aller Rennen - IDEE 145. DEUTSCHES DERBY - steht ganz im Zeichen von Sea the Moon und da wir noch von Novellist wissen, wieviel Druck sich da aufbauen kann, ist man direkt froh, diese Prüfung relativ unbeleckt angehen zu können.
Auf die Frage, was denn Speedy Approach an Boden, Tempo, Taktik o. ä. bräuchte um gut zu laufen, meinte der Trainer:" Glück würde schon reichen" und macht keinen Hehl daraus, dass er dem Hengst einiges zutraut. Speedy - kein Mensch nennt ihn beim vollen Namen - hat sich unheimlich gemacht in den letzten Wochen und ist auch mental sehr gereift. Er konnte anfangs ja schon ein etwas komischer Vogel sein aber seine Reiterin Sabine Schubert hat gleich alle Mauern eingerissen und ein umgängliches Pferd aus ihm gemacht. Ob er über die 2400m kommt, wissen wir zwar nicht sicher, vermuten es aber. Als Baroon vor 17 Jahren im Derby fast noch Borgia niederrang, war sein Besitzer Jaber Abdullah nicht vor Ort aber dieses Mal läßt er sich es nicht nehmen nach Hamburg zu kommen um seinen Hengst persönlich zu unterstützen.
Ein Bild von Pferd ist Stall Brasiliens Chartbreaker und er weiß es auch. Nach seinem überlegenen Sieg in Frankreich letztes Jahr, dachten wir, er würde diese Saison die Welt einreißen aber der Hengst war lange Zeit immer wieder verschleimt und kam einfach nicht in die Gänge. Der vierte Platz in der Union konnte nicht richtig überzeugen und er ist auch sonst noch ein ziemlicher Kindskopf. Seine Betreuerin Jennifer Müller meint über ihn:" Vor dem Rennen ist er ein Lamm, zum Rennen ein totaler Angeber und nach dem Rennen möchte er einem am liebsten auf den Arm springen." Chartbreaker gehört nur zu den Aussenseitern in dieser Prüfung aber wer weiß, vielleicht macht es genau am Sonntag klick.
Der Dritte im Bunde ist Russian Bolero und vertritt somit die Interessen des Sponsors Albert Darboven. Der immer etwas in sich gekehrte Hengst wird sieglos seine Box in Hamburg beziehen und es ist zwar eher unwahrscheinlich, dass ein Pferd im Derby seine Maidenschaft ablegt aber so ein kleiner Geheimtipp könnte er sein. Nachdem er ja erst vor Kurzem in Bremen lief, stand am Mittwoch auch nur noch eine kleine Arbeit auf dem Programm. Dabei trug Bolero das erste Mal Scheuklappen und die Reaktion darauf ließ Jozef Bojko, der ihn auch im Derby steuern wird, ziemlich verblüfft aussehen. Wie immer gehört auch etwas Aberglaube dazu und als sich 2010 der rechte Bruder Russian Tango als einer der Außenseiter den dritten Platz eroberte, saß auch der Jozef im Sattel...
Der letzte Starter an diesem Sonntag wird Stall Amboss' Camroc im Preis des Gestüt Röttgen sein. Der Wallach hatte zuletzt in Hoppegarten zwangsläufig, weil festsitzend, ein schonendes Rennen und hoffen, dass er morgen besser durchflutscht damit seine Besitzer wieder mal was zu feiern haben.