Roland Dzubasz
Trainer Rennbahn Hoppegarten, Champion 2012 - der erste gesamtdeutsche aus Hoppegarten seit Valentin Seibert 1944
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Trainer Roland Dzubasz im Porträt: "Wir haben eine gute Chance"
von Karina Strübbe
Quelle: Turf-Times vom 15.11.2012
Trainer Roland Dzubasz ist momentan in aller Munde – aus zwei Gründen. Der eine rauscht seit einigen Wochen mal mehr, mal weniger stark durch den Blätterwald und heißt "Championatskampf", der andere sind die Erfolge des Hoppegartener Trainers in den Grupperennen für Zweijährige. Nach Limario im Preis des Winterfavoriten bescherte ganz aktuell Flamingo Star am vergangenen Sonntag im Herzog von Ratibor-Rennen Roland Dzubasz den achten Gruppesieg seiner noch recht jungen Trainerkarriere. Erwartet hatte der Trainer zwar ein gutes Laufen, einen Sieg jedoch nicht unbedingt. Der zweite Gruppesieg binnen weniger Wochen war gleichzeitig auch der zweite für die noch junge Zusammenarbeit zwischen Marlene Haller und Roland Dzubasz. Erst Anfang seit Anfang des Jahres hat sie Pferde in Hoppegarten: „Als Werner Baltromei krank wurde, kam Anfang des Jahres Birthday Prince in den Stall. Nach dem Tod von Werner Baltromei wussten Hallers nicht so recht, wohin und schließlich kamen dann weitere Pferde zu mir.“ Darunter waren Flamingo Star und Limario, die dieser Tage eine Nenunng für das Sparda 144. Deutsche Derby bekommen haben, obwohl Areion als Vater der beiden Hengste kein Steher ist, aber beim Derby weiß man nie, „ ein verrücktes Rennen, da haben schon viele 2000 Meter-Pferde gewonnen“, sagt Roland Dzubasz.
Doch bevor sich die Boxen fürs Derby füllen bringt der Winter in der Zwischenzeit eine andere Entscheidung; nämlich die auf die Frage, ob mit Roland Dzubasz zum ersten Mal seit der Wende ein Trainer aus den östlichen Bundesländern an der Spitze der Trainerstatistik stehen wird. Auf den ersten Blick scheint die Frage leicht zu beantworten zu sein, denn Dzubasz führt mit 53 Siegen zurzeit recht komfortabel vor Christian von der Recke (48) und Hans-Jürgen Gröschel (47). Doch Roland Dzubasz ist allenfalls vorsichtig optimistisch, sieht er doch die Gefahr, dass Christian von der Recke auf der Sandbahn angreift, also muss der Vorsprung zum Ende der Grünen Saison so groß wie möglich sein. Für die Sandbahn sieht er dagegen wenig Potenzial auf weitere Championatspunkte: „Ich werde weder Besitzer beschwatzen, mir Pferde für die Sandbahn zur Verfügung zu stellen, noch mir selber welche kaufen. Wenn dann noch drei bis vier Sandbahnpunkte hinzukommen, ist das gut.“ So richtig hat sich Roland Dzubasz noch nicht an den Gedanken gewöhnt, möglicherweise Trainerchampion zu werden. Eigentlich könne das mit so wenigen Pferden im Training - derzeit sind es etwa 30 Startpferde - gar nicht gehen, meint er. Also heißt es, die Chance beim Schopfe zu ergreifen: „Es ist noch offen, wir haben eine gute Chance, ob es dann reicht, muss man sehen.“
Dass es ihn überhaupt in den Galopprennsport verschlagen hat, bezeichnet Roland Dzubasz als Zufall. Als Jugendlicher war erst einmal Fußball interessanter - bis zu dem Tag, als er zum Trabrennen nach Karlshorst mitgenommen wurde. Roland Dzubasz war schnell mit dem Pferdevirus infiziert, auf Rennbahnbesuche folgte die Mitarbeit im Stall. Seinem für die schnellen Arbeiten im Sulky zu niedrigem Gewicht ist es letztlich zu verdanken, dass er bei den Galoppern und am Stall von Trainer Heinz Schäfke landete. Dort nahm das sprichwörtliche Drama seinen Lauf, wie Roland Dzubasz schmunzelnd sagt. Der eigenen Rennreiterkarriere, später fortgesetzt bei Schäfkes Nachfolger am Diana-Stall, Thomas Dunkel, folgte 1996 der Trainerschein und dann der eigene Rennstall. Die Anfänge waren nicht leicht. „Zu Beginn meiner Trainerzeit war das Monatsziel, den Futtermittelhändler bezahlen zu können. Ein Sieg im Ausgleich III war ein absolutes Highlight.“
Seit Beginn der Trainerzeit hält er dem Standort Hoppegarten die Treue, obwohl es ziemlich schwierig ist, für die weniger guten Pferde passende Rennen zu finden. Ausnahmen wie die Stute Nice Nelly, die im Ausgleich mittlerweile 17.000 Euro verdient hat, gebe es zwar, seien aber die Ausnahme. „Das Rennpreisniveau im Hoppegartener Umland ist mitunter eine Frechheit.“ Hinzu kommt, dass der Weg nach Frankreich für F- oder G-Rennen für regelmäßige Ausflüge zu weit ist. Woanders hin will Roland Dzubasz trotzdem nicht, denn er ist dort verwurzelt: „So lange es hier weitergeht, möchte ich hierbleiben. Sollte es die Rennbahn Hoppegarten nicht mehr geben, käme fast nur das Ausland in Betracht. Das müsste ich mir dann noch einmal gut überlegen.“
Neben allem Erfolg gab es in diesem Jahr nicht nur positive Ereignisse. Anfang des Jahres stürzte Roland Dzubasz bei der Morgenarbeit und zog sich einen Trümmerbruch im Fußgelenk zu. Der Heilungsprozess ist langwierig, was auch der Grund ist, warum Roland Dzubasz am Sonntag nicht selbst in Krefeld war. Laufen ist mehr als beschwerlich. Eine Rückkehr in den Arbeitssattel liegt daher in weiter Ferne: „Ich bin froh, wenn ich wieder vernünftig laufen kann. Die nächsten ein bis zwei Jahre werden zeigen, wie das mit dem steifen Gelenk wird. Ich werde vielleicht wieder freizeitmäßig reiten, aber nicht mehr in dem Rahmen, wie ich es vorher getan habe.“ Zum Glück gäbe es andere Dinge über die er sich freuen könne und nennt beruflichen Erfolg auf der einen, Familie auf der anderen Seite. Wenn dann das Trainerchampionat oder aber ein Derbysieg hinzukäme, wäre das natürlich noch schöner.
Trainer seit: | 1996 |
1. Sieg als Trainer: | Jojoba am 27.07.1996 in Bad Doberan |
Anzahl Siege: | 408 (Stand: 12.11.2012) |
Adresse | Rennstall Hoppegarten GmbH Fax: +49 3342 420803 Email: rolanddzubasz@aol.com Webseite: www.rennstall-hoppegarten.de |
Pferde im Training: | „50-60 in der Hauptsaison. Momentan sind es etwa 30 plus die Jährlinge, aber wir haben noch Kapazitäten. Über Anfragen freue ich mich!“ |
Was sind Ihre größten Erfolge als Trainer? | Die Gruppesiege mit Antara und Vanjura, Limario und Flamingo Star, der Sieg im slowakischen Derby mit Maximool und nicht zu vergessen Auvano als erster besserer Sieger des Stalles. |
Jockeys: | „Da haben wir keine feste Struktur. Die wenigen Spitzenleute sind ja an große Ställe gebunden. Ich würde schon gern einen haben und wenn einer sich so etabliert, dass er zum Stalljockey aufsteigt, dann ist das gut. Einen aus der zweiten Reihe will ich nicht an den Stall binden, da bin ich mit 5-Kilo-Reitern und natürlich mit Pietsch parallel besser bedient.“ |
Herzlichen Glückwunsch zum Sieg mit Flamingo Star. Da sind Sie mit Zweijährigen gut ausgestattet. | „Ja, Gott sei Dank.“ |
Haben Sie damit gerechnet, dass er so gut läuft? | „Ich habe schon mit einem guten Laufen gerechnet, aber um zu gewinnen, muss der Rennverlauf auch entsprechend sein. Der hat dann schon gepasst, er ist aber auch noch unreif. Es war natürlich schon ein starker Endkampf nötig, um Protectionist in Schach zu halten. Aber es hätten auch 300 Meter mehr sein können, da wäre von den anderen trotzdem keiner vorbei gekommen.“ |
Scheint denn Limario mehr ein Pferd für die längeren Wege zu sein? | Das ist schwer zu sagen, weil er eine ganz andere Art zu galoppieren hat. Sicher ist er nicht der klassische Steher, aber andererseits hat er einen sehr klaren Kopf.“ |
Sind die beiden auch generell Ihre großen Hoffnungen für 2013? | „Die beiden stehen momentan nach Klasse heraus. Bei Nordvulkan muss man sehen, was der Winter bringt, der ist kein sonderlich frühes Pferd. Je nach Entwicklung können 2400 Meter für ihn durchaus Thema sein. Aber Hamburg ist ja ein verrücktes Rennen, da haben schon viele 2000 Meter-Pferde gewonnen.“ |
Was würde Ihnen das Trainerchampionat bedeuten? | „Viel, aber drauf ausruhen würde ich mich nicht. Dieses Jahr ist es möglich, das ist eine einmalige Chance. Ich habe nicht viele Pferde im Training, zu wenige eigentlich für ein Championat. Wenn ich meine Stallparade neben die von z. B. Schiergen lege, habe ich eigentlich keine Chance, aber manchmal kommt es ja doch anders. Ansonsten zerbreche ich mir da vorher nicht den Kopf, noch ist es ja nicht geschafft.“ |
Bei Ihnen ging es in den letzten Jahren ja ohnehin stetig nach oben. Wie haben Sie das geschafft? | „Ich glaube, das ist wie so ein Puzzle mit vielen kleinen Teilen, die ineinander greifen. Ich bin froh, wenn es so weitergeht. Es gibt kein Schema F. Der Sport findet jede Woche wieder aufs Neue statt, man muss sich den Entwicklungen immer wieder anpassen. Es sind extrem viele Komponenten und wenn nur eine aus der Balance gerät, wird die Sache schon schwieriger.“ |
Worin liegt für Sie der Reiz Ihres Berufes? | „In der relativen Unvorhersehbarkeit, ob von Woche zu Woche, Monat zu Monat, oder auch von Tag zu Tag. Tiere sind auch nicht auszurechnen oder einzustellen und dann laufen sie so, wie man es gern hätte. Das ist natürlich auch sehr aufwendig und erfordert viel Energie, aber wenn man einmal infiziert ist... Für mich ist es mein Traumberuf. Der hat natürlich auch seine Nachteile. Ich habe wenig Zeit für Hobbys und Familie usw.“ |
Würden Sie in den Westen gehen, wenn sich die Möglichkeit auftun würde? | „So lange es hier weitergeht, möchte ich hierbleiben. Ich bin hier groß geworden, hier verwurzelt. Sollte es die Rennbahn Hoppegarten nicht mehr geben, käme fast nur das Ausland in Betracht. Das müsste ich mir dann noch einmal gut überlegen.“ |
Sie waren bei Röttgen im Gespräch, sind Sie traurig, dass es nicht geklappt hat? | „Das war eine Option für mich, aber ich weiß nicht, ob das gut funktioniert hätte. Ich gelte ja als konfliktbereit und scheue kein klares Wort, das hätte da nicht so gut hingepasst. Abgesehen von Röttgen wüsste ich keine reizvolle Trainingsbahn im Westen, die übrigen sind mit den Golfplätzen wie in Mülheim und Krefeld ziemlich verunstaltet oder es wird nicht investiert, da bin ich hier besser bedient. Die Voraussetzungen hier sind toll, sonst wäre ich nicht geblieben.“ |
Wie sehen Sie generell die Lage im deutschen Galopprennsport? | „Die Strukturreform waren nur Worte, passiert ist nichts. Wir haben jetzt 40 Prozent einer Internetseite, aber mehr wird nicht passieren. Alle jammern, wie schlecht es ist, aber gemacht wird nichts, nur gehofft, dass sich das Schiff noch ein Jährchen länger über Wasser hält. Man hat nicht das Gefühl, dass wir schon unten angekommen sind. Dabei ist vielen gar nicht klar, wie wichtig der Galopprennsport als Kultur- und Freizeitvergnügen ist. Aber dann muss man auch was tun, um das zu ändern. Der Berg kommt nicht zum Propheten. Man kann ja mal fragen, weniger als nichts bekommen kann man nicht.“
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Welche Ziele haben Sie? | „In 2013 den Anschluss an das gute Jahr 2012 wiederherzustellen, dass es so ähnlich oder vielleicht auch noch besser wird. Es gibt genug Rennen, die wir noch nicht gewonnen haben. Ich freue mich, wenn wir nun mal das eine oder andere größere Rennen anpeilen können (Derby...). Letztlich kommt es aber auf das Pferdematerial an, das ist kein Wunschkonzert. Die beiden Haller-Pferde sollen in Richtung Derby vorbereitet werden. In der Größenordnung wird eigentlich ansonsten in Deutschland verkauft. Das ist verständlich, aber langfristig fatal für den deutschen Rennsport, wenn durch die ganzen Verkäufe die Bandbreite nicht mehr da ist.“
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