Nach Nuntius am Mittwoch in Hoppegarten kommt nun in Düsseldorf ein weiterer Debütant an den Start, der sich mit erfolgreicher Verwandtschaft messen lassen muss. Stellato ist ein Dalakhani-Bruder zu Scalo und vertritt wie dieser ebenfalls Ittlinger Interessen. Der attraktive Fuchs ist ausgesprochen lebenslustig und schlägt dabei auch gerne mal über die Stränge aber sein täglicher Arbeitsreiter Rastislav Juracek kennt den Hengst mittlerweile wie seine Westentasche, so dass er meist ganz gut einschätzen kann was als nächstes kommt. Stellato ist ein schöner Galoppierer, verfügt zweifelsohne über Talent und sollte sich im CitySchecks Düsseldorf Rennen gleich gut vorstellen.
Im Schloss Roland Rennen sehen wir nach längerer Pause Raipur wieder. Der Hengst verbrachte einige Wochen Auszeit auf den heimischen Wiesen des Gestüt Fährhof und brauchte danach etwas um wieder in Tritt zu kommen. Jetzt muss man einfach mal schauen, inwieweit er schon der Konkurrenz gewachsen ist.
Die wirklich sehr übersehbare Besetzung im 92. Grosser Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf ist natürlich auch der Sperrung der Kölner Pferde geschuldet und für den Rennverein eine ziemliche Katastrophe.
Mit King‘s Hall kommt für Stall Route 66 ein Pferd an den Start, das dieses Jahr seiner guten Vorjahresform etwas hinterher lief. Der vierte Platz in Baden-Baden, ebenfalls auf Gr. III-Level, war aber dann schon mal ein Ansatz und vielleicht kann er diese Leistung noch etwas steigern.
Da man ihn ja von zu Hause kennt, war man schon auch gespannt, wie sich Nuntius präsentiert wenn er das erste Mal all die ungewohnten Dinge zu sehen kriegt. Aber außer, dass er beim Satteln recht laut am Singen war, benahm er sich vorbildlich und sah im Führring schon sehr beeindruckend aus.
Und der gute Eindruck sollte nicht täuschen. Als keiner gehen wollte, übernahm Eduardo Pedroza kurz nach dem Start selbst das Heft in die Hand und schlug einen moderaten Takt an. Früh war abzusehen, dass sich Nuntius diesen Sieg nicht nehmen lassen würde auch wenn er erst an der 200m-Marke so richtig seinen Rhythmus fand aber danach immer länger wurde.
Es wäre natürlich verlockend, ein Pferd mit diesem Potential in den nächsten Wochen nochmal anzuspannen aber der Dalakhani-Sohn ist ein mächtiger Bursche, der noch sehr unausgegoren und kein typischer Zweijähriger ist.
Jetzt hat er aber schon mal alles gesehen, kann sich den Winter über festigen und dann seinem Züchter und Besitzer Dr. Christoph Berglar, als Dreijähriger hoffentlich viel Freude machen.
Wie nicht anders erwartet konnte man Pastorius den Sieg im Westminster 22. Preis der Deutschen Einheit nicht streitig machen.
Auch bei Halbgeschwistern entdeckt man durchaus oft Gemeinsamkeiten aber in diesem Fall muss man lange suchen. Der von Dr. Christoph Berglar gezogene Dalakhani-Sohn Nuntius hat wenig Ähnlichkeit mit seinem von Monsun stammenden Halbbruder Novellist als dieser im gleichen Alter war. Auch wenn Novellist mittlerweile eine ganz schöne Kratzbürste sein kann, war er zu jener Zeit ein ziemlich introvertierter und sensibler Geist. Ganz anders Nuntius, der schon von Anfang, sagen wir mal robust, veranlagt war und auch ein echter Rüpel sein kann, der seine Reiter gern herausfordert wenn er so seine gewissen Tage hat.
Auch äußerlich sind die beiden sehr verschieden, gegen Charly ist Nuntius jetzt schon ein richtiger Brocken und recht groß für sein Alter. Mit des Trainers Vorliebe für Schimmel, ist der Hengst natürlich auch genau nach seinem Geschmack.
Im Sanssouci-Rennen fängt nun für Nuntius der Ernst des Lebens an und was er bisher so verraten hat, müsste er auch gleich eine gute Vorstellung geben.
Auch wenn jedes Rennen erstmal gewonnen werden muss, sieht es mit einem Mitstreiter wie Pastorius im Westminster 22. Preis der Deutschen Einheit schon so aus, als würde es für die restlichen Protagonisten nur noch um die Verteilung der Platzgelder gehen.
Was auch bedeutet, dass eine dritte Titelverteidigung von Rennstall Darbovens Russian Tango in etwas weitere Ferne gerückt ist.
Die Freude über einen Sieg oder eine gute Platzierung währt oft nicht lange weil es meist postwendend wieder einen Grund gibt, sich zu ärgern und die Freude dann eben auch gleich wieder mehr oder weniger verflogen ist. Man hat halt nicht nur einen Besitzer im Stall, dem man ein gutes Laufen seiner Pferde wünscht.
Definitiv keinen Grund zur Freude hatte heute Stall Nico. 1000km durch die Republik fährt man mit einem Pferd eigentlich nur wenn es sich in der Arbeit entsprechend angeboten hat und mit reellen Chancen unterwegs ist. Bei Francine‘s erstem Start sind wir jetzt nicht gleich von einem Sieg ausgegangen aber auf jeden Fall davon, dass sie unter den ersten Drei einkommt. Erstmal kam sie schon schlecht aus der Maschine, was sehr ungewöhnlich ist da sie immer sehr flott und sicher abspringt. Die folgende Aufholjagd sah dann entsprechend rüde aus, Anschluss fand sie nur kurz und danach gingen auch gleich die Lichter aus. Dieses Laufen war indiskutabel und entsprach in keinster Weise dem, was Francine zu Hause gezeigt hatte. Heute war sie dann lahm und so wie es aussieht, zog sich die Stute im Rennen eine Zerrung im Beckenbereich zu.
Mit dem zweiten Platz von Stall Neckars Neckara könnte man theoretisch zufrieden sein aber diese Niederlage war unnötig. Da die Stute nur wenig Speed besitzt, sollte Terry Hellier mit ihr hinter der Pace oder selbst gehen. Gleich nach dem Start lief ihr Pleasantpathfinder vor die Füße und nachdem Neckara wieder schnell auf den Beinen war machte ihr eben jener wieder ziemlich die Bude zu und erstmal eingebremst, fand sich die Stute ruckzuck an vorletzter Stelle wieder. Der Weg nach vorne war weit und im Ziel waren es nur eineinviertel Längen, die Neckara von der Siegerin Guilietta, die vorne ging, trennten. Das einzig Positive an der Sache - die Stute hat viel gelernt.
Als man den Hals schon leicht voll hatte, kam Gestüt Brümmerhofs Akua‘da in den Ring und ihr Auftreten ließ die Befürchtung aufkommen, die Stute könnte ihre ganze Energie schon vor dem Rennen lassen. Zu Hause ist sie ja immer sehr frech und selbstbewusst aber die ungewohnte Kulisse schüchterte sie dann sichtlich ein, sie war sehr aufgeregt und heftig am schwitzen.
Aber das gab sich dann schnell und als es zur Sache ging, war sie wieder die, die wir kennen. Es war zwar nicht der unbedingte Wunsch des Trainers mit Akua‘da vorne zu gehen aber es hat sich so ergeben und Jozef Bojko machte das Beste daraus. Vollkommen bei der Sache und mit viel Ehrgeiz kam die Shamardal-Tochter wie an der Schnur gezogen die Gerade runter und ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen. Das sah schon sehr vielversprechend aus aber ob sie ihr Engagement in der Winterkönigin wahrnimmt, überlassen wir der Stute. Wenn sie das Rennen gut wegsteckt und zu diesem Zeitpunkt noch entsprechend arbeitet, ist es sicher eine Überlegung wert.
Die Herren der Schöpfung haben frei, es ist das starke Geschlecht, das an diesem Wochenende die Eisen aus dem Feuer holen muss - acht Starter kommen an den Ablauf und alle sind Mädels.
Reinhard Ernst von Stall Nico bewies nicht nur immer viel Leidensfähigkeit in seiner Karriere als Rennstall-Besitzer, er verfügt ganz offensichtlich auch über sehr viel Geduld. Immerhin 22 Jahre musste er warten um seinen ersten Zweijährigen am Start zu sehen und es ist sogar auch noch ein Pferd, welches er selbst gezogen hat - Francine, eine American Post-Tochter aus der Frida, die im Herzlich Willkommen Ostsächsische Sparkasse Dresden debütiert. Ein Rennen, das letztes Jahr von Monami, der späteren Winterkönigin, gewonnen wurde.
Optisch ist Francine ein echtes Mädchen aber als mädchenhaft kann man sie nicht bezeichnen - wenn ihr was nicht passt, kann sie durchaus sehr burschikos werden. In der Arbeit gefällt sie sehr gut und wenn alles glatt läuft, müsste sie eine solide Vorstellung geben.
Nach längerer Abstinenz vom Rennsport griff Anton Dörner letztes Jahr wieder auf seine alte Verbindung zu Manfred Hofer zurück, mit dem er viele „Turfsyndikats-Erinnerungen“ teilt, und mit dem Erwerb von Neckara auf der BBAG-Auktion wurde der ehemals sehr erfolgreiche Stall Neckar wieder zum Leben erweckt.
Die von Shirocco stammende Narooma-Tochter könnte auch auf Sicht gesehen gleich wieder für eine gute Bilanz sorgen. Sie ist nicht nur hübsch, sie hat einen gut gebauten Körper, tolle Bewegungen und ist vom Charakter her das, was man unter einer richtigen Rennziege versteht.
Anton Dörner hat über seine Stute den sehr beseelten Satz gesagt:“ Wenn Neckara nicht laufen würde und wir so die Hoffnung behalten könnten, würde ich den Rest meines Lebens von diesem Pferd träumen.“
In einer Zeit, in der Idealisten und Rennsport-Philosophen eher zu der aussterbenden Rasse gehören, ein sehr berührendes Zitat.
Anfang des Jahres ging man noch davon aus, dass Neckara vielleicht schon recht früh ihr Debüt geben wird aber sie kam immer wieder in die Entwicklung und da man sie nicht unter Druck setzen wollte, wurde es dann doch Ende September. Auch wenn sie jetzt soweit ist im Herbstpreis der Stadt Frankfurt/Main den nächsten Schritt zu tun, kommen die wichtigen Ziele für sie erst im nächsten Jahr.
In Hannover gehen vier Damen an den Start und für eine davon ist alles Neuland - die Brümmerhoferin Akua‘da wird im Preis der Mercedes-Benz Niederlassung Hannover das erste Mal Seide tragen. Die Shamardal-Tochter ist ein sehr selbstbewusstes und pfiffiges Exemplar, welches mitunter auch recht temperamentvoll agieren kann. Mittlerweile bündelt sie ihre Energien aber meist schon in die richtige Richtung und sie sollte auch eine ordentliche Vorstellung geben.
Gleich drei, die sich von der Arbeit her bestens kennen, versuchen sich im Grosser Preis Jungheinrich Gabelstapler, ein Gr. III-Rennen über den Weg.
Wie man sieht, verbringt Gestüt Ittlingens Lacara ihre Mittagspausen in Kanada auf sehr entspannte Art aber spätestens morgen Abend deutscher Zeit ist es mit der Ruhe vorbei. Nach ihrem doch recht sicheren Sieg vor zwei Wochen versucht sich die Stute nun, eine Stufe höher, in den Flaming Page Stakes.
Um diese Jahreszeit kann es natürlich jederzeit mit dem Haarwechsel losgehen aber laut ihrer Begleiterin Marketa Cernocka ist Lacara noch blank und macht einen guten Eindruck. Die Stute trifft auf sieben versierte Gegnerinnen aber David Moran, der sie auch schon bei ihrem Sieg steuerte, ist bezüglich ihrer Chancen sehr zuversichtlich. Mal schauen, ob er Recht behält. Momentan steht sie an vierter Stelle am kanadischen Wettmarkt.