An seiner Bilanz als Züchter muss der Trainer noch arbeiten aber mit reichlich Geduld gesegnet, ficht ihn das nicht an und auch ein Fünfjähriger, der noch nie gelaufen ist, bringt ihn nicht aus der Fassung.
Bei manchen Pferden ist halt einfach Durchhaltevermögen gefragt und wenn die Frau des Trainers in regelmäßigen Abständen fragte, wann denn nun endlich der selbstgezogene Il Presidente an den Start kommen würde, lautete die Antwort ebenso regelmäßig: „Bald, mein Schatz, bald.“
Und wenn die Frau des Trainers, in der Hoffnung an anderer Stelle mehr zu erfahren, Il Presidente's Reiter fragte, wie der Wallach denn so arbeiten würde, hieß es stets:“Gut!“
Als nach drei Jahren des Wartens immer noch nichts passiert war, konnte man von gewissen Diskrepanzen bei der Auslegung der Worte „bald“ und „gut“ ausgehen.
Um den Jahreswechsel aber gab es dann doch erste Anzeichen, dass es vielleicht tatsächlich endlich losgeht.
Der Präsident wurde geschoren, bekam als einer der wenigen keine Pause und man mag es gar nicht glauben, aber gestern Nacht hat er die Reise Richtung England angetreten.
610kg - das mit Abstand schwerste Pferd im Stall ist der Ittlinger Nayef-Sohn Attimo und er passt auch gerade so in die Startmschine, springt aber sehr gut ab.
Aber auch wenn der Hengst einiges an Gewicht auf die Waage bringt, bewegt er sich erstaunlich leichtfüssig, war aber kein Pferd, das sich für einen Start als Zweijähriger angeboten hatte.
Attimo muss sich seinen Schliff über kontinuierliche Arbeit holen und wird wahrscheinlich auch bei seinem ersten Start keiner sein, der gleich so richtig loslegt, ist aber auf jeden Fall ein Pferd mit Talent. Wir wollen ihn nicht überfallen und so wird es wahrscheinlich Mai werden bis er das erste Mal Seide trägt.
Wenn man ihn jetzt so sieht, kann man sich nicht mehr vorstellen, was für ein schmächtiger und fast unscheinbarer Kerl Thomas Gehrigs Andolini war als er vor gut einem Jahr seine Box auf Ravensberg bezog.
Die ersten Monate waren für den Kallisto-Sohn auch nicht immer so einfach und er stand sich mit seiner ängstlichen Art oft selbst im Weg. Das ein oder andere Mal kamen so leise Zweifel auf, ob er denn überhaupt, zumindest ein paar, Gene seiner genialen Schwester Antara mitbekommen hat.
Um ihm nicht gleich den ganzen Schneid abzukaufen, bekam er die benötigte Zeit um Vertrauen zu fassen und sich in Ruhe zu entwickeln. Und dann im Spätsommer legte Andolini auch wirklich den Schalter um, packte körperlich mächtig auf und steigerte sich von Arbeit zu Arbeit.
Schon bald, dazu musste man kein großer Fachmann sein, konnte man sehen, dass sich da ein Pferd mit viel Potential präsentiert.
Die Fährhofer Teofilo-Tochter Patuca kam am gleichen Tag wie ihre Gestüts-Kollegin La Sabara und ist somit erst seit einer Woche im Rennstall, was man ihr auch sehr deutlich anmerkt.
Die fremde Umgebung jagt ihr sichtlich Angst ein und bei jedem ungewohnten Geräusch rollt sie gleich hektisch mit den Augen. Aber das wird sich bald legen und wenn alles nicht mehr ganz so aufregend ist, wird auch Patuca die nötige Ruhe finden.
Noch namenlos ist der High Chapparal-Hengst aus der Capefly, welcher vor Kurzem aus England nach Deutschland kam. Er wurde von seinem Besitzer Rashit Shaykhutdinov auf der Tattersalls-Auktion im Oktober angeboten, verließ aber unverkauft den Ring und wird nun auf Ravensberg vorbereitet.
Im Moment ist er noch etwas unförmig und auch rückständig weil er noch nicht so lange unterm Reiter ist wie seine Kollegen aber das wird er schnell aufholen. Schon in der Zeit von der Auktion bis jetzt hat er sich gut gemacht und in ein paar Wochen ist er ein richtig schicker Typ, ein schönes Gesicht hat er jetzt schon.
Jetzt kommen noch ein paar Nachzügler bei den Zweijährigen und dann geht es, ebenfalls wieder alphabetisch, mit den Dreijährigen weiter.
Erst letzte Woche bezog die Fährhoferin La Sabara ihre Box auf Ravensberg und man kann gut nachvollziehen, warum sie eines der Lieblingspferde von Racing Manager Simon Stokes ist.
Die Sabiango-Tochter, von dem sie auch ihre Farbe hat, ist wirklich herzig in ihrer sehr mädchenhaften Art und nimmt einen schnell für sich ein.
La Sabara ist bereits die dritte Generation nach ihrer Mutter La Hermana und Großmutter La Candela, die unter Wöhler-Regie vorbereitet wird. La Hermana lief zweijährig erfolgreich, war dreijährig nicht weit geschlagen Vierte im Preis der Diana und platzierte sich danach noch zweimal auf Listenebene.