Die Vorbereitungen für das vergangene Wochenende verliefen zufriedenstellend, die Pferde waren gut drauf, man rechnete mit der ein oder anderen Chance auf eine vordere Platzierung und es war eigentlich nur Lajoscha, dem man echte Siegchancen einräumte. Sprich, die Fahrt auf die Bahn verlief sehr entspannt, der Adrenalinspiegel auf der Fahrt nach Hause war dann allerdings um einiges höher. 2 Min und 11,86 Sekunden brauchte es um den Karlshofer Straight an die Spitze der Derby-Favoriten zu katapultieren und ein Abstand von fünf Längen zum Rest des Feldes zeigt seine Überlegenheit dabei. An der Taktik wurde lange gefeilt aber wie so oft, war die Order gleich nach dem Start schon wieder Makulatur und Jozef Bojko fand sich nach einem Buff an der ersten Ecke genau da wieder, wo er eigentlich auf keinem Fall sein sollte. Auf die Frage, was ihm zu diesem Zeitpunkt des Rennens durch den Kopf gegangen wäre, meinte er, ob ihm der Trainer die Kündigung gleich geben würde oder erst heute. Allzu erschreckt scheint ihn dieser Gedanke aber nicht zu haben denn es dauerte gefühlt ewig bis er mit Straight ernsthaft Anschluss suchte aber dann ging alles ganz schnell und während die Konkurrenz noch am kämpfen war, konnte sich Jozef eigentlich schon für das Siegerfoto zurecht machen. Ganz so glatt sieht Straight's Stil noch nicht aus aber das war gerade mal sein dritter Lebensstart und da kann man bei der Haltungsnote schon noch patzen. Gerade mal eine Woche ist es her, dass Habana in den 1000 Guineas einen neuen Bahnrekord aufstellte und nun tat es ihr der Zarak-Sohn gleich und darf sich mit dem Titel als bisher schnellster Union-Sieger schmücken. Heute war er etwas müde, was bestimmt auch der Hitze geschuldet ist aber er hatte gleich wieder Hunger und gut aufgelegt war er auch. Ein toller Erfolg für seine Züchter und Besitzer Gestüt Karlshof und für Jozef Bojko, der von allen Reitern wohl die meisten Kilometer im Jahr runterradelt, freuen wir uns auch.
Das Wochenende ging aber eigentlich schon am Donnerstag in Mülheim los. Ma Petite Ami reagiert unterwegs leider immer noch sehr vorsichtig auf die anderen Pferde und so werden ihr das nächste Mal Scheuklappen angelegt und die Distanz soll auch etwas kürzer werden.
Partout machte ihre Sache in Krefeld als Dritte nicht schlecht und für sie könnte eine etwas weitere Strecke von Vorteil sein.
Sommersby lief als wenn ihm die schnelle Bahn überhaupt nicht behagen würde.
View Zabeel – gerade mal eine halbe Länge geschlagen – zeigte hinter Italien's bester Stute Shavasana eine tolle Leistung. Die Saxon Warrior-Tochter konnte schon anfangs das Tempo nicht richtig mitgehen und als es auf der Geraden ernst wurde, brauchte sie viel zu lange um in die Puschen zu kommen. Nicht nur für Straight war es erst der dritte Lebensstart, auch View Zabeel hat noch nicht mehr Erfahrung und so kann man mit dieser Leistung mehr als nur zufrieden sein.
Trotz Regen trocknete der Boden in Mailand durch den Wind schneller ab als uns lieb war und schon nicht mehr nach Lajoscha's Geschmack. Er zeigt das ja immer gleich sehr deutlich und Eddie Pedroza gab ihm so auch kein hartes Rennen. Der zweite Platz geht unter diesen Umständen vollkommen in Ordnung.
Bei diesen Temperaturen würde sich eine Einleitung wie „das wird morgen nicht nur wettertechnisch eine heißer Tag werden“ anbieten aber da wahrscheinlich keiner der Protagonisten als 11:10 Favorit ins Rennen gehen wird, fangen wir ohne Einleitung an.
Wir unterstellen ihm keine Absicht – dafür ist Sommersby ein viel zu gutmütiger Zeitgenosse – aber so richtig ernst scheint er seine Aufgaben nicht zu nehmen und so wird er im Private-Banking Cup das erste Mal mit Scheuklappen aufgeboten.
Sieht man Straight die Gerade raufkommen, macht er seinem Namen noch nicht unbedingt Ehre aber allzu viel Erfahrung hat er bis jetzt auch nicht nicht sammeln können. Der letzte Start hat ihm allerdings sichtlich gut getan und wird sich morgen im Sparkasse KölnBonn - 188. Union-Rennen nicht nur als Statist dieser großen Herausforderung stellen.
Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren konnte Jaber Abdullah einen schönen Erfolg als Besitzer und auch Züchter feiern als Sand Zabeel als Siegerin in den Oaks d'Italia über die Linie kam und nun ist es ihre Tochter View Zabeel, die in die Fußstapfen ihrer Mutter treten will. Die kleine Stute mit dem großen Herz ist in den letzten Wochen erwachsen geworden und macht daheim einen sehr guten Eindruck. Für uns geht sie als berechtigte Mitfavoritin in diese Prüfung.
In der Regel ist um diese Zeit des Jahres der Boden in Mailand genauso schnell, wenn nicht sogar fester, wie hierzulande aber der Wetterbericht verhieß Regen und er hatte sogar Recht. Die Entscheidung, ob Lajoscha im Premio Coppa D'Oro an den Start kommt, ließ man bis Freitag offen und als klar war, dass der Boden elastisch werden wird, trat er mit Kollegin View Zabeel die Reise an. Ein 11:10 Favorit wird Joschi nicht sein aber auf jeden Fall ist der sympathische Hengst mit besten Chancen unterwegs.
„Bei großen Enttäuschungen ist man schnell dabei, Entschuldigungen zu suchen aber auch wenn Habana für die Wetter bestimmt eine große Enttäuschung war, für uns – ohne Blabla – nicht. Das Ziel sind die 1000 Guineas in drei Wochen und wenn die Stute da ebenfalls unter den Erwartungen bleiben würde, dann wären auch wir enttäuscht“ - das stand in der Nachschau zu Habana's Jahresdebüt und wenn es zwei gab, die nicht eine Sekunde am Können der Stute zweifelten, dann war das Eduardo Pedroza und ihr Trainer. Mit dieser Überzeugung sind sie gestern ins Rennen gegangen und auch Habana schien nur auf diesen Augenblick fokussiert zu sein. Sie war nicht nur überlegen, sie war auch um fast eine Sekunde schneller als alle anderen Kolleginnen vor ihr. Ein toller Erfolg nicht nur für Züchter und Besitzer Gestüt Fährhof sondern auch für alle anderen, die ihren Teil dazu beigetragen haben. Habana, die mitunter schon eine kleine Zicke sein kann, war eigentlich von Beginn an immer ein „Mädchenpferd“ aber ihre Reiterinnen – zur Zeit ist das Vanessa Novotna – kommen mit ihren Allüren bestens zurecht. Wie es nun mit der frisch gebackenen 1000 Guineas-Siegerin weitergeht, ist noch nicht entschieden. Einer, der sich ebenfalls über diesen Sieg sehr freut, ist Barry Irwin von Team Valor, der sich als Züchter von Habana's Großmutter Hasay - einem Zwerg, wie er meinte - verantwortlich zeigt.
Sehr unter Wert geschlagen blieb Taiora. An der ersten Ecke war ein Pferd nicht unter Kontrolle, drängte Andrasch Starke aus der Spur und der wiederum schickte Taiora ins Niemandsland. Auf Jozef Bojko's Suche nach einem Platz, wo er die Stute doch noch etwas verstecken könnte, ging dann aber leider schon zu viel Energie drauf, die dann zum Schluss fehlte. Mit einer besseren Ausgangslage hätte Taiora definitiv Geld verdient.
Flashy Arrow hatte leider das Pech, dass ihm gleich zweimal der gleiche Reiter vor die Füße lief aber um da nochmal das Ruder rumzureißen, fehlt ihm einfach noch die Erfahrung.
Ins alte Muster verfiel Russian Candy und machte ordentlich Rabbatz an der Maschine. Das hatte sie alles schon längst hinter sich gelassen und daheim bezieht sie auch jedes Mal wie ein Lamm die Startbox. Im Rennen zeigte sie sich schon viel weiter als gedacht und hätte sie sich nicht so angestellt gleich die richtige Spur zu nehmen, wäre vielleicht auch gleich ein voller Erfolg drin gewesen.
Der Trainer hat ja so seine Eigenheiten und geht jemand darüber hinweg, kann er durchaus auch schnell unwirsch werden. An einem Renntag zum Beispiel, da denkt er natürlich nicht, dass jedes Pferd jedes Rennen gewinnt aber auf eine optimistische Haltung gegenüber dem Pferd legt er sehr großen Wert und würde sich da jemand, sagen wir mal, nicht so optimistisch bezüglich des Starts äußern, kann er für diesen Tag gleich die Ponys satteln gehen. Dass die Sportwelt nun Kronjuwel trotz seines mauen Debüts gleich als Sieger in der R + V / Vereinigte Tierversicherung-Trophy sieht, sollte eigentlich genug Optimismus für den Trainer sein. Jetzt müsste der Hengst nur noch lesen können.
Talk To Me, in den Farben von Stall Bergholz, wurde zwei- und dreijährig von Henry Graffard in Frankreich vorbereitet, den Winter verbrachte sie in der Normandie und schlug danach ihre Zelte in Ostwestfalen auf. Eigentlich sollte die Adlerflug-Tochter schon viel früher an den Start gehen aber bei einem ihrer Koppelaufenthalte trieb sie es etwas zu bunt und verletzte sich dabei. Nun wird sie im Preis der Genossenschaftlichen FinanzGruppe ihr Deutschland-Debüt geben und man muss schauen, wie die Stute mit der umgerechneten Handicap-Marke zurecht kommt.
So unkompliziert wie Gestüt Paschbergs Queroyal daheim zu reiten ist, hat natürlich auch keiner was dagegen ihn neben seinem Namen auf der Lottafel zu finden. Silke Brüggemann ist allerdings regelrecht enttäuscht, sollte samstags sein Schild bei jemand anderem stecken als bei ihr. So ist sie morgen im Windstoß-Rennen natürlich auch an Queroyal's Führzügel und an fehlendem Optimismus sollte es da schon mal nicht scheitern. Eher daran, dass es eine lange Pause zu überbrücken gilt.
Die Franzosen regen sich auf wenn die Engländer kommen und dort Rennen gewinnen, wir regen uns über die Franzosen und die Engländer auf wenn sie kommen und hier Rennen gewinnen, die Italiener regen sich auf wenn die Franzosen, Engländer und Deutschen kommen und dort Rennen gewinnen. Morgen im 38. Mehl-Mülhens-Rennen - German 2000 Guineas haben wir dann leider wieder, wie schon mal letztes Jahr, diese Drei-Musketiere-Situation. Aber vorstellen kann und darf man sich ja alles Mögliche und eine deutsche Dreierwette wäre schon ziemlich cool. Die 1 müsste allerdings bei Levanto stehen.
Den Preis regelt die Nachfrage in diesen Fällen zwar nicht aber je mehr französische Reiter, bzw. ihre Agenten wegen einem Ritt anrufen, desto sicherer kann man sein, dass das Pferd mit guten Chancen unterwegs ist. Auf Danelo im Prix du Palais Royal bekam natürlich Cristian Demuro den Vorzug, da er auch zuletzt in Chantilly schon im Sattel saß. Da dauerte es etwas zu lange bis Danelo richtig ins Rollen kam und der Zielpfosten stand ein paar Meter zu früh aber der Wallach hat von diesem Rennen sehr profitiert und sollte sich erneut wacker schlagen.