Nachschau Mailand, Köln, München 10. Juni 2012
Wie bereits im Turfletter von turf-times veröffentlicht, wurde Earl of Tinsdal von Mitbesitzerin Jana Gutschow mit den wichtigsten Übersetzungen für seinen ersten Auslandsaufenthalt in Italien ausgestattet, u.a. hieß es: Platz da, jetzt komme ich! PISTA ADDESSO ARRIVO IO! Wie uns der Black Sam Bellamy-Sohn aber bewies, bedurfte es keinerlei Vorsorge - William Buick übernahm mit dem Hengst gleich nach dem Start die Führung, ließ sich diese bis ins Ziel auch nicht mehr nehmen und es gab keinen, den er hätte um Platz bitten müssen. Als die Verfolger ansetzten, sah es kurz so aus als könnte es noch eine knappe Angelegenheit werden aber da wurde der Earl nochmal richtig flott gemacht und löste sich bis auf 3,5 Längen sehr leicht von seinen Gegnern. Es sah schon imponierend aus, wie er sich so lang machte und auf passendem Geläuf seine mächtige Galoppade ausspielen konnte. Das war der Earl, wie wir ihn kennen. Sein nächstes Ziel wird in den nächsten Tagen abgeklärt.
Auch wenn der gestrige Sonntag einen sehr glücklichen Ausgang nahm, fing er erstmal mit einem Ärgernis an. Wie erwartet ließ sich Gestüt Fährhofs Hathras bei seinem Debüt nicht lange bitten und lieferte als Sieger gleich eine Bestätigung seines Talents. Ganz gerade blieb er dabei im Endkampf zwar nicht aber auch sein Kontrahent Mertesacker verließ seine Spur, so dass man sich eigentlich gegenseitig nichts vorzuwerfen hatte. Das aber sah die Rennleitung anders, disqualifizierte Hathras und setzte ihn auf den dritten Platz.
Man plädiert ja immer dafür, dass alle Regeln und Vorschriften international konform gehen aber da, wo es eigentlich am wichtigsten wäre, kann man sich nicht dazu durchringen. Der sogenannte „Gummi-Paragraph“ lässt in seiner Formulierung „... es ist nicht auszuschließen...“ einfach zu viele Interpretationsmöglichkeiten zu und wird auch sehr unterschiedlich ausgelegt. Monsieur de Frappe wurde in München z.B. zweimal von einem Kontrahenten im Endkampf berührt und verlor dabei erheblich an Schwung, was auf tiefer Bahn nicht mehr zu kompensieren war und ihn um eine bessere Platzierung brachte. Die Münchner Rennleitung sah da aber keinen Grund einzuschreiten und als Jockey Rastislav Juracek Protest einlegte und zumindest auf Gewinnausgleich plädierte, wurde ihm mitgeteilt, dass diese Behinderung für eine weitergehende Maßnahme nicht ausreichen würde. Aber um bei der Rennordnung zu bleiben, war es hier eben auch nicht auszuschließen, dass Monsieur de Frappe ohne diese zweimalige Berührung eine bessere Platzierung erreichen hätte können. Wäre das Gleiche in Köln passiert, hätte der Protest dann Erfolg gehabt?
Erfreulich war die Vorstellung von Stall Nicos Hondo, der sich jetzt von Rennen zu Rennen gesteigert hat und mit viel Kampfgeist um den Sieg rang. Allerdings stutzte er vor der im Innenraum geparkten Startmaschine und machte dadurch einen kleinen Schlenker. Hätte er gewonnen, hätte ihn wahrscheinlich das gleiche Schicksal wie Hathras ereilt.
Grob unterschätzt hatten wir die Fährhoferin Slight Advantage bei ihrem ersten Auftritt auf Listenebene. Mit einem dritten Platz wäre wir schon mehr als zufrieden gewesen und so kam dieser Sieg doch sehr überraschend. Jozef Bojko, das Leichtgewicht in diesem Feld, schob die Stute fast unbemerkt von den anderen an der Aussenseite zu ihrem ersten Sieg in Deutschland. Eduardo Pedroza bezeichnete seinen Kollegen nach diesem Rennen als einen „Magier“ ....
Dann wurde es an diesem Sonntag natürlich ziemlich aufregend da das 177. Oppenheim-Union-Rennen und somit auch die letzte große Prüfung vor dem Derby, anstand.
Auch wenn es mit die schnellste Union gewesen ist, wurde sie nicht durchgehend flott gelaufen, war auf der Gegenseite sogar fast zu ruhig und das brachte dann auch Thomas Gehrigs Andolini etwas um seine Chancen da er insgesamt richtig Tempo benötigt. Auch wenn er nur Sechster wurde, zeigt der Richterspruch aber, welch knappe Angelegenheit es dann letztendlich auf den Plätzen war.
Novellist musste von der äußersten Box starten und so gestaltete sich der Rennverlauf auf der Suche nach der passenden Position zuerst etwas holprig aber sein Jockey Eduardo Pedroza machte das Beste daraus und als der Monsun-Sohn dann endlich freie Bahn hatte, gab es kein Halten mehr. Ohne ihn allzu sehr bemühen zu müssen, ließ Charly seine Gegner hinter sich und trumpfte auch in diesem Rennen groß auf.
Dr. Christoph Berglar, Züchter und Besitzer von Novellist, ließ uns gestern ein paar interessante Details zum züchterischen Hintergrund zukommen:
Mit Catnip, geb. 1910, fing alles an (1917). Für sie zahlte Tesio 70 Pfund (heute etwa 5.000 $).
Dann kaufte Tesio noch eine Tochter der Catnip hinzu, es handelte sich um seine "Lieblingsstute" Nera di Bicchi (zitiert nach Franco Varola). Es folgten Nella di Gubbio (1924), Nanon 1935 (Geburtsjahr von Nearco, des besten Hengstes aller Zeiten, Sohn der Nogara, Schwester der Nera di Bicchi).
Es folgten Nixe (1941), Naxos (1950), Nona (1957), Night Music (1973), Nubia (1982), Narola (1989), meine erste Stute, die ich als Jährling 1990 in BB für 24.000 DM erwarb, 3fache Siegerin, bei Harro Remmert in Training. Narola's erstes Produkt war ihre Tochter Nenuphar (1994), Mutter des Derby-Zweiten Night Tango und der Winterkönigin Night Lagoon, letztere ist die Mutter von Novellist.
Narolas Vater war Nebos, der wie Narola die Mutterlininie der Catnip vertrat. Insofern ist Narola wirklich eine "blaue Mauritius"! Sie brachte mir 13 Fohlen, alle Sieger. Ihr letztes Produkt, der von Martillo stammende Nostro Amico, wird, wenn der Boden in Hamburg passend sein sollte, ebenfalls im Derby starten.
Nebos' Großvater väterlicherseits ist Fortino, dessen Mutter Ranavalo war, die wiederum die Mutterlinie der Catnip vertrat.
Man hat also immer wieder die Inzucht auf diese Mutterlinie der Catnip hergestellt, was über so viele Jahre wirklich eine züchterische Großtat ist, an der Viele mitgewirkt haben, ohne sich jemals darüber abgesprochen zu haben! Einfach wunderbar!
Ergänzend ist noch darauf hinzuweisen, dass mit der Auswahl des Hengstes Monsun abermals Anschluss an die Mutterlinie der Catnip hergestellt wurde: Donna Diana, Mutter von Monsuns Großvater Dschinghis Khan, ist von Neckar (1948), der ein Sohn der Nixe, einer Urenkelin der Catnip ist.
Wie wir meinen, sind das schon Informationen, die für den ein oder anderen von Interesse sein könnten.
Cabanello lief im Münchner Auktionsrennen auf grundlos gewordenem Boden als Dritter sehr stark und wird seinen Weg machen. Monsieur de Frappe hätte besser abschneiden können aber wie oben berichtet, lief es für ihn nicht ganz glatt.
Alle Starter vom gestrigen Sonntag sind mittlerweile natürlich wieder zu Hause, auch der Earl steht wieder in seiner gewohnten Box. Alle haben ihren Einsatz heile überstanden und das ist ja schon mal sehr wichtig. Jetzt geht es weiter "as usual" ....