Eine (vorläufige) Saisonbilanz
Der Trainer ist im Urlaub, aber für die Medien trotzdem erreichbar. Im Interview mit dem Galoppsportnewsletter www.turf-times.de zieht Andreas Wöhler eine positive Saisonbilanz, obwohl eine Entscheidung ja noch aussteht. Das komplette Interview können Sie hier lesen:
"Nichts ist in trockenen Tüchern"
Die moderne Technik macht es möglich. Am Dienstag kommunizierte Turf Times mit dem Mann, der zur Stunde beste Aussichten hat, sein erstes Trainer-Championat zur erreichen. Wir erreichten Andreas Wöhler, 46, per Skype (Internet-Telefon) in Mawanga in Neuseeland, dort ist er bis Anfang Januar im Urlaub und da wir per Video zusammengeschaltet waren, war seine erste Urlaubsbräune bereits sichtbar.
Turf-Times: Die erste Meisterschaft ist zumindest zum Greifen nah, Sie haben fünf Punkte Vorsprung. Wie sehen Sie die Aussichten?
Andreas Wöhler: Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Christian von der Recke hat am Sonntag ja noch einmal seinen halben Stall am Start. Zugegeben sind die Chancen aberschon ganz gut.
TT: Wie groß ist für Sie der Stellenwert eines Championats?
AW: Schon sehr hoch. Es wäre schon etwas ganz Besonderes, ein Erfolg des ganzen Stalles, unseres Teams. Erstaunlich war vor allem, wie gut die Pferde auch im Spätherbst noch in Form waren, das ist für uns eher ungewöhnlich. Zur "Mannschaftsleistung", mal ungeachtet ob ich Champion werde oder nicht, passt natürlich auch die dritte Meisterschaft von Eddie Pedroza.
TT: Ihre Stallstruktur mit vornehmlich jungen Pferden ist nicht unbedingt prädestiniert für ein Championat.
AW: Wir hatten aber gerade in diesem Jahr eine Menge Dreijähriger, die noch nicht gewonnen hatten. Qualität war schon da, aber halt keine Frühreife. Im Schnitt gewinnt ein zuvor noch siegloser Dreijähriger eineinhalb Mal im Jahr, das hat dann schon gepasst. Und wir hatten ältere Pferde, die teilweise unten anfangen konnten wie Indomable oder Win for Sure. Die haben, drei, vier, fünf Rennen gewonnen und wurden zu regelrechten Punktelieferanten. Meine Assistenztrainerin Christa Germann war die Einzige, die diesbezüglich sehr zuversichtlich war. Sie hat früh im Jahr zum Kurs von 150:10 auf das Championat gewettet.
TT: Es war finanziell kein schlechtes, aber nicht das beste Jahr ihrer Trainerlaufbahn. Drei Siege in Gruppe-, drei in Listenrennen, da war mehr erwartet worden.
AW: Wir waren in vielen Rennen ganz vorne dabei, oft platziert. Unter dem Strich war es eine aufreibende, aber eine schon sehr gute Saison. Schade halt, dass es
nicht zu einem ganz großen Treffer gereicht hat. Außerdem haben in Deutschland über ein Viertel unserer Starter gewonnen, das ist doch auch vorzeigbar.
TT: Ihre Zweijährigen haben gerade einmal fünf Rennen gewonnen. Im Grunde sind die Voraussetzungen für 2010 doch so ähnlich wie vor dieser Saison.
AW: Das stimmt schon, denn auch bei den diesjährigen Zweijährigen galt wie bei dem Jahrgang zuvor: Viel Qualität, aber wenig Frühreife. Doch im Grunde haben wir im nächsten Jahr den reinsten Kindergarten. Insgesamt rund hundert Pferde, fast nur Zwei- und Dreijährige, höchstens ein Dutzend ältere Pferde. Aber das sind dann schon richtig gute Pferde, denen wir auch auf höchster Ebene einiges zutrauen: Win for Sure, Toughness Danon, Querari und Soberania, die erfreulicherweise im Training bleibt, sind da besonders herauszuheben.
TT: Vor einigen Jahren ist das Trainerchampionat für einen kurzen Zeitraum wie in England und Frankreich nach Geldgewinnen entschieden worden. Zu welcher
Lösung tendieren Sie?
AW: Wir sind ja damals alle gefragt worden und wie die meisten habe ich mich auch dafür ausgesprochen, den Champion nach Siegen zu küren. Für den Sport allgemein ist das schon interessanter. Nach der Geldrangliste stände ich ja dieses Jahr hinter Jens Hirschberger und Peter Schiergen auch nur an dritter Stelle.
TT: Werden Sie in Neuseeland auch Kontakt zur dortigen Rennsportszene haben?
AW: Am Boxing Day, dem Zweiten Weihnachtstag, ist in Auckland ein großer Renntag, da sind wir dabei. Und im Süden Neuseelands wollen wir uns auch noch Gestüte anschauen.