Was für ein Jahr für den Black Sam Bellamy-Sohn Earl of Tinsdal! Nachdem er, als nicht unbedingt der typische Zweijährige, in München ein Sieglosen und danach an gleicher Stelle das Auktionsrennen gewinnen konnte, war man schon sehr gespannt auf seine Karriere als Dreijähriger.
Dass seine zwei Siege keine Zufälle waren, bewies der Earl gleich zum Auftakt im Frühjahrs-Preis des Bankhauses Metzler als er sich sicher gegen die Favoriten Mawingo und Saltas durchsetzen konnte. Im anschließenden Bavarian Classic riss er sich schon sehr früh ein Eisen ab, raufte sich aber trotzdem noch mit viel Herz noch auf den vierten Platz.
Danach stand die Wahl des Derby-Rittes an und es dürfte Stalljockey Eduardo Pedroza einige schlaflose Nächte gekostet haben um sich zwischen Waldpark und Earl of Tinsdal zu entscheiden. Ausschlaggebend, dass seine Wahl auf Earl of Tindal fiel, war einfach die Tatsache, dass es u.a. keine Zweifel bezüglich des Stehvermögens gab.
Der Rest ist Geschichte aber bei einem zweiten Platz im Derby, die hochgehandelten Favoriten alle hinter sich lassend, kann man nicht von einer Niederlage sprechen - der Earl musste einfach nur den an diesem Tag besseren Kollegen Waldpark den Vortritt lassen. Und wenn es dann immer noch Zweifel gab, die konnte der Black Sam Bellamy-Sohn spätestens mit seinem Sieg im Kölner Rheinland-Pokal und einem dritten Platz im Preis von Europa ausräumen.
Von Gestüt Schlenderhan gezogen aber mittlerweile in Besitz von Stall Leon ist der Dai Jin-Sohn Best Man.
Seine Mutter Bejaria, eine Königsstuhl-Tochter, brachte auch schon Best Man‘s rechten Bruder Budai, der nicht nur ein Gr. III-Rennen gewinnen konnte sondern auch im Qatar Prix Dollar auf Gr.II-Ebene den Ehrenplatz belegen konnte.
Sein Suave Dancer-Halbbruder Bernadon war vierjährig ebenfalls äußerst erfolgreich und platzierte sich nicht nur mehrmals auf Gruppe-Ebene, sondern gewann auch je ein Gr. III- und Gr. II-Rennen.
Viel ältere Pferde sind momentan nicht auf Ravensberg stationiert, eines davon ist Stall Leons Arazjal. Der Königstiger-Sohn ist ein Schlenderhaner Gewächs und stammt von Akasma, u.a. Halbschwester zum Gruppe II-Sieger Ajano. Akasma‘s bestes Produkt bisher ist der Terullian-Sohn Aviso, welcher 2007 das Mehl-Mühlens-Rennen gewinnen konnte, danach auf die Insel verkauft wurde und mittlerweile insgesamt schon 58 Mal am Start war.
Um diese Zahl zu erreichen, müsste Arazjal allerdings richtig Gas geben, er ist noch wenig geprüft. Insgesamt fünf Rennen ist er erst gelaufen, seine Maidenschaft konnte er beim zweiten Start in Baden-Baden ablegen. Danach folgten ein vierter und zwei Plätze im Mittelfeld.
Als Halbbruder des Gr. I-platzierten Win for Sure galten Winafortune, der die Interessen von Gestüt Fährhof und Klaus Allofs vertritt, einige Hoffnungen aber auch wenn er nicht gewonnen hat, so hat er mit den zwei zweiten Plätzen nicht enttäuscht.
Etwas irritierend war nur, dass man das ein oder andere Mal das Gefühl hatte, der Königstiger-Sohn würde sich nicht so richtig wohl in seiner Haut fühlen und manchmal war er sogar richtiggehend grantig. Als man der Sache auf den Grund ging, stellte sich heraus, dass einer seiner Hoden in den Bauchraum gewandert war und ihm das natürlich zuweilen Schmerzen bereitete. Nach der operativen Entfernung musste Winafortune nur kurz aussetzen, wirkt seitdem wie ausgewechselt und ist sehr lebendig geworden. Sein Reiter Janusz Kloc meint dazu: „Wenn bocken, dann nur wegen Spaß. Oben festhalten und alles gut.“
Kein Pferd im Stall hat sich so oft ihres Reiters entledigt wie Gestüt Brümmerhofs Waldtraut und auch wenn sie in den letzten Wochen schon vernünftiger wurde, ist die Traudl immer noch eine ziemlich wilde Hummel.
Bei ihrem Debüt in Krefeld ließ sie auf dem Weg zur Startmaschine dann auch gleich ihren Jockey mal für ein paar Meter zu Fuß gehen und Jozef Bojko konnte hinterher nicht rekonstruieren, wie genau sie es angestellt hatte, ihn abzusetzen. Mitbesitzerin Julia Baum meinte dazu, es hätte sie schon sehr verwundert, wäre Traudl nichts eingefallen um die Stimmung vor dem Rennen etwas aufzulockern.
Der Lomitas-Sohn Top Tip, gezogen und in Besitz von Wiesenhof-Bloodstock, ist ein schicker Kerl, bei dem alles passt und als er sich letzten Herbst entsprechend anbot, trug er Mitte Oktober in Köln das erste Mal Seide.
Er endete, schon etwas weiter geschlagen, auf dem fünften Platz, offenbarte dabei noch einige Unreife und traf im Nachhinein gesehen, aber auch auf keine schlechten Gegner.
Beim zweiten Start in Frankfurt, knapp vier Wochen später, sollte er es eigentlich besser machen, endete aber nur im Mittelfeld und ließ die erhoffte Steigerung vermissen.