Gestüt Höny-Hof
Im Jahr 2000 von Manfred und Edith Hellwig in hessischen Oberaula erbautes Vollblutgestüt unter langjähriger Führung von Gestütsleiter Simon Minch. Ende 2023 wurde das Gestüt aus Altersgründen aufgegeben und der Stutenbestand verkauft.
Infos
Die Anfänge des Gestüts Höny-Hof
Gelegentliche Besuche auf der Frankfurter Rennbahn gab es schon lange. Und schließlich hatte Manfred Hellwig, Steuerberater mit eigener Kanzlei, in Jugendjahren auch selbst im Sattel gesessen, wenn es auch „nur“ Warmblüter waren. Ausschlaggebend war aber sicher auch das Wiedersehen mit einem Schulfreund, Wolfgang Weber, auf der Niederräder Bahn, der sich als Amateurrennreiter versuchte und Manfred Hellwig mit seiner Galoppbegeisterung ansteckte. Irgendwann war der Entschluss schließlich gefasst, auch in diesen Sport einzusteigen, von Beginn an mit getragen von der Ehefrau Edith. Das war Anfang der 80ziger Jahre. Und wenn sich Manfred Hellwig etwas vornimmt, dann macht er es auch richtig.
„Es hat mich von Beginn an vor allem auch die züchterische Seite gereizt“, erklärt Manfred Hellwig. So wurde neben dem Rennpferd Pearl First, die am 21.11.1984 im Preis von Miami, einem Nachwuchsrennen, den ersten Sieg für das Besitzerehepaar Hellwig landete, auch gleich eine Mutterstute gekauft: Die Ravensbergerin Wildfährte. Beide Pferde lehrten die Neueinsteiger in den Galopprennsport gleich die wichtigsten Tugenden: Leidenschaft und Leidensfähigkeit.
Bis zum ihrem 13. Start ließ das erste Rennpferd ihre Besitzer auf das erste Erfolgserlebnis warten, die erste Mutterstute brachte zunächst von Marduk einen Hengst, der bei sieben Starts sieglos blieb, danach kam Wildmeister, der erst mit fünf seine ersten Rennen gewann, dann aber wenigstens gleich drei an der Zahl. Sein Vater war Ashmore, an dem Manfred Hellwig als Shareholder einen halben Anteil besaß, den anderen hielt der Rietberger Gestütsherr Carl Friedrich Tenge-Rietberg. Leider ging der erste Deckhengst relativ früh verloren, aber der Investionsbereitschaft seines Mitbesitzers tat dies keinen Abbruch.
Manfred Hellwig ließ sich zwar immer von Fachleuten beraten, eignete sich aber auch selbst ein solides Grundwissen an, um seine Vision - eine naturnahe Aufzucht mit Stuten mit internationalen Pedigrees - zu verwirklichen. Die weiteren Ankäufe aus der Anfangszeit hießen Wildrun, Cocotte oder Belgard. Letztere verhalf dem Neueinsteiger zu seinem ersten großen Zuchterfolg: Sie brachte mit dem Königsstuhl-Sohn Bollo einen richtigen Volltreffer. „Er gewann mit dem Preis der Deutschen Besitzer, dem Kölner Steher-Preis, dem Großen Preis von Mülheim und dem Baden-Badener Union-Klub Pokal gleich vier Toprennen“, erinnert sich Manfred Hellwig, „und er war als Listensieger unser erstes Black Type-Pferd aus eigener Zucht“.
Die firmierte seit 1985 auch nicht mehr unter dem eigenen Namen, sondern unter Gestüt Höny-Hof, weil ‚Höny‘ das erste Wort war, das unsere Tochter Annette über ihre Lippen brachte“, klärt Edith Hellwig auf. Längst züchtete man auf eigener Scholle, im ostfriesischen Moormerland, zwischen Emden und Leer. Dort besaß Manfred Hellwig schon seit 1971 einen Hof, den er neu aufgebaut und partiell an einen Milchlandwirt mit 200 Kühen verpachtet hatte. „Unser Hof stieg sogar zum Musterhof für Ostfriesland auf“, berichtet Manfred Hellwig mit einigem Stolz. 96 Hektar Eigenland und 16 Hektar zusätzliches Pachtland stand für die Vollblutzucht zur Verfügung. Stets waren es ein halbes Dutzend Mutterstuten, mit denen man züchterisch aktiv war. Mit Sir King gab es Mitte der 90ger Jahre wieder einen schönen Zuchterfolg, der Königsstuhl-Sohn aus der Shirbella war mehrfach Gruppe-platziert und immerhin Vierter im Deutschen Derby 1995.
Aber wie bei jedem Vollblutzüchter wurde auch bei den Hellwigs die Geduld immer wieder auf harte Proben gestellt. Es gab auch Jahre, in denen die Erfolgserlebnisse rar blieben. Der Passion tat das jedoch keinen Abbruch, fast jedes Wochenende fuhr die Familie Hellwig von Bad Homburg aus nach Ostfriesland, um sich an den Vollblutpferden zu erfreuen. „Aber irgendwann wurde uns der Weg doch zu lang und zu beschwerlich“ erinnert sich Manfred Hellwig, „ich begann mich in der Nähe unseres Wohnortes umzuschauen.“
Wieder spielte eine Zufallsbegegnung eine große Rolle. „Auf dem Neujahrsempfang der Frankfurter Industrie und Wirtschaft 1999 kam ich ins Gespräch mit Graf Lambsdorff, dem inzwischen verstorbenen ehemaligen FDP-Wirtschaftsminister, und erzählte ihm, dass ich Land zum Pferdezüchten und einen Wald zum Jagen suche“, so Hellwig, „dank der Vermittlung von Lambsdorff sind wir dann zu unserem neuen Höny-Hof in Oberaula gekommen, nur eine Autostunde von unserem Wohnort entfernt."
Mit der Vertragsunterzeichnung im März 2000 beginnen die Umbau und Renovierungsarbeiten. Manfred Hellwig hatte da sehr konkrete Vorstellungen, schließlich hat er schon einmal einen „Musterhof“ entstehen lassen und deshalb hängt die Messlatte für sein neues Vollblutgestüt hoch. Der Architekt Ferdinand Leve, ein Fachmann für Gestüts- und Stallbauten, wird beauftragt diese Vorstellungen umzusetzen, s. Anlage. Auch personell werden die Weichen neu gestellt. Mit Simon Minch kommt 2005 ein neuer Gestütsleiter, der als gebürtiger Ire seine Ausbildung in Coolmore gemacht hat, und Erfahrungen als Mitarbeiter beim irischen Champion-Hindernis-Trainer A.L.T. Moore, im Gestüt Atlanta, als 2. Futtermeister bei Peter Rau und als Jährlings-Manager im Gestüt Schlenderhan gesammelt hat.
Gestütsneubau im hessischen Oberaula
Gäbe es bei Pferdeställen eine Bewertung wie in Hotels, dann würde das Gestüt Höny-Hof wohl im 5-Sterne-Bereich abschneiden. Die meisten Gebäude wurden im Jahr 2000 neu gebaut, wobei mit dem Architekten Ferdinand Leve ein absoluter Experte für Gestüts- und Stallbauten beauftragt wurde.
Alle Boxen haben halbhohe Fronten mit geschwungenen Gittern und Kontakt zur Stallgasse und zusätzlichen Ausblick durch Boxenklappen nach draußen. „Im Jährlingsstall haben wir anstelle der Boxenklappen Windnetze angebracht, so dass ein Ausgleich zwischen Innen- und Außentemperatur herrscht, erklärt Ferdinand Leve, „so erkälten sich die Pferde nicht, wenn sie von der Koppel in den Stall kommen, wo sie trocken und windgeschützt stehen.“ Diese Windnetze, von Leve vor 15 Jahren entwickelt, bremsen den Wind runter, so dass zwar Luft durchgeht, aber keine Zugluft entsteht- im Stall selber ist die Luft so sehr gut. Die Pferde, die die meiste Zeit ohnehin auf der Koppel stehen, wachsen so gesünder und robuster auf, sind insgesamt naturbelassener.
Ganz neu ist der Abfohlstall ("der modernste in ganz Deutschland") mit insgesamt drei Boxen, der Jahrgang 2010 ist der erste, der hier zur Welt kommt. Das Haupthaus ist wie der Stutenstall in einer U-Form gebaut. Dabei wurde viel Wert auf eine für die Region typische Bauweise gelegt, so dass sich der Höny-Hof mit seinen Fachwerk-Elementen optimal an die Landschaft anpasst. Alte Gebäude wurden entkernt und z.B. für die Aufbewahrung von Heu und Stroh genutzt.
Großzügige Koppeln stehen zur Verfügung. Insgesamt 50 Hektar Grünland, die teilweise auch zur Heugewinnung genutzt werden, „auch diese Flächen bewirtschaften wir selbst“, berichtet der Gestütsleiter Simon Minch. Desweiteren gehören 650 Hektar Wald mit zum Gestüt Höny-Hof.
Die großen Erfolge auf der Rennbahn
Erfolg beflügt ... Ganz aktuell siegte Sea of Sands (Sea The Stars) in eigenen Farben im Wettstar.de - Derby-Trial, Gr. III, in Hoppegarten und gehört damit zu den Mitfavoriten für das IDEE 152. Deutsche Derby. Mit Sun of Gold (Golden Horn) und Sassoon (Soldier Hollow) gibt es zwei weitere dreijährige Hoffnungsträger im Stall von Jean-Pierre Carvalho.
Neben großen Erfolgen mit der Diana-Siegerin und Derby-Zweiten Salve Regina und dem sechsmaligen Gruppe-Sieger Martillo sowie dem Sieg von Ocean Fantasy im Preis der Winterkönigin 2019 und dem Gewinn der Goldenen Peitsche durch Donnerschlag 2016 in Höny-Hofer Rennfarben sind es natürlich die Pferde aus eigener Zucht, deren Erfolge besonders wichtig sind.
Für einen herausragenden Zuchterfolg sorgte Palace Prince, viermaliger Gruppesieger - davon drei in Baden-Baden - und Zweiter im IDEE 146. Deutschen Derby, weitere Blacktype-Pferde sind Miss Europa,Salve Germania und Salve Estelle, Salve Venezia, Sir King,Bollo, Maningrey, Salve Del Rio, Zweiter im Preis des Winterfavoriten 2017, und All for Arthur, Dritter im Dr. Busch-Memorial 2018.
Die Zuchterfolge
Ein gutes Dutzend Stuten standen in der Regel im Gestüt Höny-Hof auf den Koppeln. Es waren vor allem die Kinder und Kindeskinder der legendären Diana-Siegerin und Derby-Zweiten Salve Regina, die die Zucht des Gestüt Höny-Hofs geprägt haben.
Der größte ZuchteEfolg jedoch gelang mit einer Tochter aus der Palace Princess von Jukebox Jury. Today we are Kings....! So haben wir uns am 03. Oktober 2020 gefühlt, als Princess Zoe den Prix du Cadran am Arc Wochenende in Longchamp gewann: Sie ist damit die erste Gr. I-Siegerin aus unserer eigenen Zucht! Es ist ein fantastischer Tag für das Gestüt Höny-Hof. Gratulation an ihren Trainer Tony Mullins, den noch jungen und sehr talentierten Jockey Joey Sheridan und ihre Besitzer Patrick F Kehoe & Mrs P Crampton.
Die sportlichen Höhepunkte
Es waren einmal mehr die Stuten, die für die sportlichen Höhepunkte des Gestüts Höny-Hof sorgten. Miss Europa (Monsun) gewann in beeindruckendem Stil den Diana-Trial (Gr. II) in Hoppegarten und avancierte damit zur Favoritin auf den Sieg im klassischen Henkel-Preis der Diana. Die darauffolgende Niederlage gegen Night Magic im Hamburger Jungheinrich-Rennen (Gr. III) steht inzwischen in ganz anderem Licht, doch bedeutete das bedauerlicherweise schon das Ende der Saison für Miss Europa. Verletzungsbedingt musste sie seitdem pausieren, war monatelang im Gestüt, doch nach längerer Diskussion hat man sich entschlossen, sie wieder in den Rennstall zu Peter Schiergen zu schicken.
Salve Germania (Peintre Celebre) gewann unter der Order von Waldemar Hickst überraschend das Ballston Spa Handicap (Gr. II) in Saratoga gewann, wurde anschließend vor Ort verkauft.
In frischer Erinnerung ist der Sieg von Sea of Sands im Wettstar.de - Derby-Trial, Gr. III, in Hoppegarten.
Deckhengste des Gestüts Höny-Hof
Der Deckhengst Martillo, der in den Farben des Gestüts Höny-Hof für nicht weniger als sechs Gruppe-Siege sorgte, wechselte nach drei Saisons im Gestüt Zoppenbroich 2011 zurück nach Frankreich und hat im Haras de Fontaines einen guten Zuspruch. In den Farben von Manfred Hellwigs Gestüt Höny-Hof war er der beste Meiler seiner Zeit in Deutschland und auch auf internationaler Ebene höchst erfolgreich. Aktuell sorgt der Gruppesieger Now we Can in den Farben von Winfried Engelbrecht-Bresges international für Anerkennung seines Vaters, weitere Black Type-Sieger sind u.a. Oekaki, Nostro Amico und Spectacle du Mars.
Palace Prince - Deckhengst aus eigener Zucht
Für einen herausragenden Zuchterfolg sorgte Palace Prince, viermaliger Gruppesieger - davon drei in Baden-Baden - und Zweiter im IDEE 146. Deutschen Derby.
Menschen im Gestüt Höny-Hof
Die Gestütseigner
Manfred und Edith Hellwig
- Steuerberater aus Bad Homburg, seit 1984 als Besitzer und Züchter im Rennsport aktiv
- 1985 Gründung von Gestüt Höny-Hof im ostfriesischen Moormerland
- 2001 Neuaufbau im hessischen Oberaula
- Erfolgreichste Pferde: Salve Regina, Martillo, Miss Europa, Salve Germania, Donnerschlag, Ocean Fantasy, Sea of Sands uvm.
- Ehemals Präsident der Besitzervereinigung
Der Gestütsleiter
- 1988 - 1989 ICES (Irish certificate in Equestrian Science) Thomastown Collage - Irland
- 1989 - 1992 Ausbildung in Coolmore
- 1992 - 1993 Mitarbeiter bei A.L.T Moore (Champion Hindernis-Trainer Irland)
- 1992 - 1993 bei J.J. O'Neill in England
- 1992 Erwerb der Amateur-Reiter Lizenz, ca. 10 Ritte in "Point-to-Points", zweimal geritten in Deutschland
- 1993 - 1995 mit Gebhard Apelt im Gestüt Atlanta
- 1995 - 1996 bei Peter Rau in Gütersloh als 2. Futtermeister
- 1996 - 2001 im Gestüt Schlenderhan/Disternich, Jährling-Manager
- 2001 - 2004 Ausbildung als Baufinanzierungsfachmann in der Raiffeisenbank Sankt Augustin
- 2005 - März 2011 Gestütsleiter in Höny-Hof
- März 2011 - Mai 2012 Gestütsleiter im Union-Gestüt
- Juni 2012 bis 2024 Gestütsleiter in Höny-Hof
Die Assistentin
Theresa Lotz - machte ihre Ausbildung zum Pferdewirtschaftsmeister im Gestüt Höny-Hof
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